Montag, 22. Februar 2010

Synapsen

Nicht Opfer, nicht Täter, Zeitzeuge

Immer wieder einmal kommt diese erzählte Geschichte hoch.

Mein Vater , vom Jahrgang 1909, trat kurz nach seiner Promotion in die damalige Wehrmacht ein. Als Standortarzt war er in Bruchsal tätig, als der Weltkrieg ausbrach. Soweit ich weiß, war er zunächst im Westen , in Belgien. Da er auch nach dem Krieg dorthin Kontakte hatte, liefen diese Einsätze vermutlich noch sehr gesittet ab. Später dann waren seine Einsatzgebiete Polen und Rußland. Mein Vater selbst erzählte nichts vom Krieg und von diesen Zeiten. Nur meine Mutter erwähnte mal, daß er acht Kilometer vor Moskau lag, also äußerste Speerspitze.

In seiner Einheit war ein Medizinstudent, über den er eine Beurteilung schreiben sollte. Das war ein Befehl aus der Heimat. Mein Vater erstellte diese Beurteilung, die positiv war. Den Hintergrund kannte er nicht.

Erst nach dem Krieg zeigte sich der Zusammenhang und vor allem eine ganz eigenartige persönliche Verknüpfung von Personen und Abläufen.

Mein Vater studierte Medizin an verschiedenen Universitäten, wie es damals üblich war. Die ersten Semester (ca. 1929 ) wohnte er zur Untermiete bei Jakob Schmid . Das war der Hausmeister der Universität. Dieser Hausmeister entdeckte am 18. Februar 1943 die Flugblätter der Weißen Rose. Der junge Mann in der Einheit meines Vaters hieß Scholl . Nach meinen Wikipedia-Erkenntnissen war es Werner Scholl, der später ,1944 , als vermisst in Rußland galt. Der Bruder von Sophie und Hans Scholl, die beide damals unmittelbar nach ihrer Aktion von Freisler zum Tode verurteilt wurden und sofort hingerichtet wurden.

3 Kommentare:

  1. Was für eine Geschichte! Und wie schön, sie hier zu lesen!

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  2. faszinierende Schicksalsverknüpfungen!

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  3. Und dieser Hausmeister war ein Verwandter meines Freundes. Die Welt ist sehr sehr klein.

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